Interdisziplinäres Musikprojekt vom 16. März bis 18. März 2007 im Festspielhaus Hellerau, Dresden
Projektbeschreibung
Das Projekt Limina, aus der Projektreihe traute des Komponisten Patrick Frank, setzt sich künstlerisch und theoretisch mit der Indifferenz-Problematik auseinander. Beliebigkeit und Austauschbarkeit prägen unseren kulturellen Alltag. Eine neue (Wert)Differenz zu schaffen erscheint schwieriger denn je. Zur Behandlung seines Themas bedient sich Limina künstlerischer Mittel, um zugleich deren Selbstreflexion in Frage zu stellen, vor dem Hintergrund, dass eine verbindliche Materialdiskussion nicht mehr existiert und die ästhetische Gegenwart in unüberschaubare Strömungen und Sprachen zerlegt ist.
Konzert-Installation Limina
Visuelle, räumliche, musikalische und zeitliche Abläufe bilden eine Komposition, die den Rezipienten physiologisch und psychologisch direkt in einige ausgewählte lebensweltliche Bedingungen unserer Zeit involvieren. Aber nicht die Hektik der Grossstadt, nervöses Flattern, flüchtige Begegnungen, sondern das Gegenteil sollte Raum finden. Wahlmöglichkeit und Freiheit des Rezipienten in der Installation werden konfrontiert mit langen, sich wiederholenden Bewegungen (im Licht und in der Musik), die in keinster Weise einen Bogen über das Geschehen spannen, dem Ablauf einen Sinn verleihen würde: Ein immerwährender Liminal-Raum.
Der Idee des liminalen Raumes entsprechend, sehe ich verschiedene begehbare Übergänge und Räume vor, die allesamt nirgendwohin führen. Die Zuschauer / Zuhörer können die Installation, ähnlich wie in einem Museum, frei begehen und solange verweilen, wie sie wollen. Insbesondere in der zentral angelegten sieben auf sieben Meter grossen Black-Box, in die der Zuschauer etwa jede halbe Stunde eintreten kann, zeigen sich liminal-räumliche Erfahrungen. Der Zuschauer sieht je nach Lichtverhältnissen einen ständig in Bewegung versetzten Raum, der ihm in den Grenzbereichen der (visuellen) Wahrnehmung die räumliche Orientierung komplett nimmt. Der Raum versinkt im Dunkeln und wird zu einem reinen Hörraum. (Text: Patrick Frank)
ACT
Die Tänzerin Alexandra Bachzetsis geht die Thematik auf eine ganz andere Art und Weise an. In ACT wird heiße Luft produziert. Striptease verschmilzt mit Playback-Concert, Luftgitarrensolo mit Zaubertrick. Zwei Tänzerinnen bauen aus ihren Koffern eine Bühne auf und verführen das Publikum. Die kühle Blonde trifft auf ihr Gegenstück. Eine Ikone reproduziert sich und wird so ihrer Einmaligkeit beraubt. Sie ist in der Synchronität ihres Auftritts in zwei Versionen aufgeteilt und bildet eine Reihe, die sich ins Publikum fortsetzt. In einen Crescendo von musikalischen Versatzstücken streifen sie Oberflächen von sich, ohne sich je ganz zu entblößen. (Text: Alexandra Bachzetsis)
Symposium und Buch
Neben der Konzert-Installation und der Tanzproduktion werden Vorträge mit anschließenden Diskussionen stattfinden, welche die künstlerische Darbietung diskursiv erweitert.
Bewusst wird der Hintergrund des Projektes in eine selbstständige Form ausgelagert: mit dem Symposium über die Thematik sollen andere Sichtweisen unsere künstlerische Gegenwart beleuchten.
Zur Teilnahme an der Diskussion haben sich Persönlichkeiten aus verschiedenen künstlerischen und theoretischen Bereichen bereit erklärt. Peter Gross, Soziologieprofessor und Buchautor, Harry Lehmann, Philosoph, Isabel Mundry, Komponistin und Patrick Frank selbst. Die Diskussionen werden von Daniel Fueter, Direktor der Musikhochschule Zürich, geleitet. Um diese Diskussion einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird zudem ein Buch mit Artikeln der Diskussionsteilnehmer erscheinen.
Veranstalter / Beteiligte
Träger:
Europäisches Zentrum der Künste Hellerau
Einrichtung der Landeshauptstadt Dresden
Karl-Liebknecht-Strasse 56
D-01109 Dresden
Künstlerische Leitung, Projektentwurf: Patrick Frank
Produktionsleitung: Lutz Knospe
Konzert-Installation Limina
Musik/Raum/Licht-Komposition, Konzept: Patrick Frank
Künstlerische Assistenz: Serena Schranz
Technischer Leiter, Räume: Michel Schranz
Technische Assistenz: Demian Wohler
Licht: Markus Brunn
Produktionsleitung: Lutz Knospe
Flöten: Riccarda Caflisch
Klarinetten: Martin Sonderegger
Violine: David Sonton-Caflisch
Violoncello: Moritz Müllenbach
Percussion: Guy Frisch
Posaune: Hayo Bunger
Gamma-Synthesizer: Judit Polgar
Klangregie: Jürg Lindenberg
Symposium
Prof. Dr. Peter Gross, Soziologe; Dr. Harry Lehmann, Philosoph; Isabel Mundry, Komponistin; Prof. Daniel Fueter, Komponist; Thomas Müllenbach, Künstler; Patrick Frank, Komponist
ACT
Alexandra Bachzetsis, Lies Vanborm, Tina Bleuler
Steve Slingeneyer (Musik), Helga Duchamps (Produktionsleitung)
Die Publikation Limina ist im Pfau Verlag erschienen mit Artikeln von Prof. Dr. Peter Gross, Dr. Harry Lehmann, Isabel Mundry, Stefan Bachmann,
Prof. Daniel Fueter, Thomas Müllenbach und Patrick Frank.
ISBN 978-3-89727-358-0 |
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